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Analyse des Wiener Instituts: Dem Westbalkan soll voller Zugang zum EU-Haushalt gewährt werden, bedingt durch institutionelle Reformen

Quelle: Beta Montag, 06.06.2022. 15:12
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Podeli
(FotoPressmaster/shutterstock.com)
Die Volkswirtschaften des Westbalkans würden bei vollem Zugang zum EU-Haushalt ein Vielfaches mehr Geld erhalten als durch den Wirtschafts- und Investitionsplan der Union für die Region, größere Transfers sollten jedoch streng von institutionellen Reformen abhängig gemacht werden, so eine Analyse des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) und der Bertelsmann Stiftung.

Die Analyse schätzt auch, dass größere Mittel der EU dem Westbalkan viel bedeuten und die Union nicht viel kosten würden.

Forscher des WIIW und der Bertelsmann Stiftung analysierten, ob der EU-Beitritt die regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit in den mittel- und osteuropäischen (MOE) Ländern des Blocks verbessert hat und welche Lehren aus ihren Erfahrungen für die Volkswirtschaften des Westbalkans gezogen werden können.

Es wurde festgestellt, dass der Beitritt zur EU zur Verbesserung der regionalen wirtschaftlichen Integration in den EU-MOEL beigetragen hat und dass der gegenseitige Waren- und Dienstleistungshandel der Länder der Region dank des Beitritts zur Union um etwa 50 % zugenommen hat.

Die Verbesserung der Handelsintegration innerhalb der EU-MOEL ist größtenteils durch Einnahmen erfolgt und deutet auf Transfers aus dem EU-Haushalt hin, die sich auf das Niveau von zwei Prozent der jährlichen Haushalte dieser Länder beliefen, wobei einige, wie Bulgarien und Ungarn, mehr bzw. drei Prozent BIP erhielten.

Es wird auch festgestellt, dass der „Anfangszustand“ wichtig für die Integration war und dass sich Länder und Branchen mit einem früheren höheren Grad an regionaler Integration nach dem EU-Beitritt schneller integriert haben.

Auch die Autoren der Analyse „Ein langer Weg: Lehren aus der EU-MOEL zur Verbesserung der Integration und Entwicklung im Westbalkan“ gaben an, keinen direkten Zusammenhang zwischen dem EU-Beitritt und dem Zufluss ausländischer Direktinvestitionen festgestellt zu haben.

Laut den Forschern sind „weder die EU-Mitgliedschaft noch EU-Transfers entscheidend“ für den Zufluss ausländischer Direktinvestitionen, jedoch führt ein höheres BIP zu einem höheren Zufluss und der EU-Beitritt hat sich positiv auf diese Investitionen ausgewirkt.

Die wichtigste Schlussfolgerung dieser Ergebnisse für den Westbalkan lautet, dass der effektivste Weg zur Verbesserung der regionalen Zusammenarbeit darin besteht, eine einnahmenorientierte Politik zu verfolgen.

- Höhere Einnahmen werden zu einer höheren Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen aus der Region sowie zu einem höheren Angebot führen, was wiederum zu einer stärkeren regionalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit führen wird - heißt es in der Analyse.

Forscher sagen auch, dass die EU die Mittel für den Westbalkan erhöhen muss und dass dies erreicht werden könnte, indem den Ländern in der Region uneingeschränkter Zugang zum EU-Haushalt gewährt wird.

- Der Preis dafür wäre für die EU-Mitglieder marginal, während die Auswirkungen für die Volkswirtschaften des Westbalkans erheblich wären - wird darauf hingewiesen.

Auch der im Oktober 2020 von der EU verabschiedete Wirtschafts- und Investitionsplan für den Westbalkan wird voraussichtlich nicht ausreichen.

Der Wert des Pakets soll neun Milliarden Euro oder etwa ein Prozent des gesamten jährlichen BIP des Westbalkans betragen, aber Forscher sagen, dass die Auszahlungen aufgrund der relativ schwachen Absorptionskapazität der Region niedriger sein könnten.

Die Volkswirtschaften des Westbalkans würden bei vollem Zugang zum EU-Haushalt um ein Vielfaches mehr Mittel erhalten als im Rahmen des Wirtschafts- und Investitionsplans, was eine stärkere Auswirkung auf die Einnahmen und damit eine stärkere regionale Integration bedeuten würde.

Um dies zu erreichen, müssen größere Transfers streng an institutionelle Reformen geknüpft werden, da der westliche Balkan ohne eine bessere institutionelle Qualität und einen höheren Verwaltungsstandard nicht in der Lage wäre, die Erhöhung der EU-Mittel zu absorbieren.

Allerdings, so heißt es weiter, hätten Reformfortschritte mit einem restriktiven Wirtschaftsmodell, fehlender starker finanzieller Unterstützung von außen und Zweifeln am EU-Beitrittsprozess schwieriger werden können.

- Mehr Mittel für die Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur, ein robusterer Erweiterungsprozess und schnellere Fortschritte bei den Reformen würden auch dazu beitragen, dass der Westbalkan mehr und bessere ausländische Direktinvestitionen anzieht, was wiederum die Einnahmen steigern würde, heißt es in der Analyse.

Dies wird im aktuellen Kontext als besonders wichtig eingeschätzt, da viele westliche Unternehmen versuchen, Lieferketten zu verkürzen und die Verlagerung der Produktion an Orte näher an ihren Märkten, wie z. B. den Westbalkan, in Betracht ziehen.
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